Denn: Eine Stadt, die ihr Theater schließt, gibt sich selbst auf.

Freitag, 2. Dezember 2011

Der Stand[punkt] der Schüler des Christian-Weise-Gymnasiums

Die Schüler des Christian-Weise-Gymnasiums wurden bereits im Sommer auf die Problematik des Theaters aufmerksam. Sie schrieben einen offenen Brief*, den sie persönlich sowohl an Landrat Bernd Lange als auch an dem Oberbürgermeister der Stadt Zittau Arnd Voigt schickten.
Bis zum heutigen Tag erhielten sie auf diesen Brief keine andere Antwort als die Neuigkeiten in der Presse.Die Schüler des Christian-Weise-Gymnasiums sind darüber sehr ungehalten. Sie bitten die anderen Schulen des Landkreises, sich ihnen anzuschließen.
Also: Liebe Schüler, macht mit! Kontaktiert den Schülerrat des Zittauer Gymnasiums (zum Beispiel hier) und positioniert euch gemeinsam für den Erhalt des Zittauer Theaters!

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Betreff: Positionierung der Schülerschaft zum Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau



Sehr geehrter Herr Lange,

in der letzten Zeit haben wir, die Schüler des Christian-Weise-Gymnasiums, die Diskussion um die Zukunft der Schauspielsparte des Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau verfolgt. Im Folgenden möchten wir nun, wie wir hoffen, stellvertretend für alle jungen Bürger Zittaus und Umgebung, die Wichtigkeit des Bestehens dieses Theaters für uns und für ein kulturell ansprechendes Zittau betonen.


Die Tradition der Zusammenarbeit von Schule und Theater gehört zur Stadtgeschichte Zittaus. Unsere Schule ist nach einem Reformpädagogen benannt, der sich die Kunstform des Theaters zunutze machte, um seinen Schülern grundlegende Kenntnisse in sozialem Umgang, Geschichte und Politik zu vermitteln. Christian Weise erkannte früh, dass die Möglichkeiten des Theaters jene des Frontalunterrichts manchmal übersteigen. Die enge Kooperation zwischen dem Gerhart-Hauptmann-Theater und unserem Gymnasium setzt diese Tradition auf vielerlei Ebenen fort. Das Weihnachtsmärchen stimmt die Fünftklässler jedes Jahr auf die Vorweihnachtszeit ein und bringt sie vielleicht zum ersten Mal mit einem Ort in Berührung, dessen Präsenz Bestandteil ihrer restlichen Schulzeit sein wird, denn die älteren Klassen können nicht nur die Vorstellungen der örtlich inszenierten Jugendstücke vom Zuschauerraum aus erleben, sie können auch mit dem Abschlussstück des künstlerischen Profils in der zehnten Klasse selbst auf der großen Bühne stehen. In der Oberstufe sind Dramen ein Hauptbestandteil des Deutschlehrplans und es ist sehr wichtig, dass die Schüler die Möglichkeit haben, einige der Stücke nicht nur theoretisch zu besprechen, sondern auch im Theater zu sehen. Die Theaterbesuche helfen den Schülern vor allem, die aktuelle Bedeutung der Stücke tiefgründig zu verstehen. Viele Schüler bekommen dadurch einen persönlichen Bezug zum Theater und es wird zu einem festen Bestandteil ihrer Freizeit. So wird das Interesse an anderen Inszenierungen, zum Beispiel von moderneren oder weniger bekannten Stücken die nicht im Unterricht besprochen werden, geweckt. Außerdem wirkten im Mai einige Schüler bei der Aufführung von Christian Weises Nebucadnezar mit, andere sind Mitglieder des TheaterJugendClubs des Hauses. Weiterhin führt unsere Schultheatergruppe, die Bühnenratten, dieses Jahr ihre Inszenierung von William Shakespeares Hamlet im Gerhart-Hauptmann-Theater auf. Überdies machen die jährlich stattfindenden JugendTheaterTage, bei denen sich junge Theatergruppen aus Sachsen, Polen und Tschechien treffen, Zittau für einige Tage zu einem Zentrum junger Kultur. Dabei wird nicht nur Theater gespielt und die Freizeit sinnvoll gestaltet, sondern es wird auch der kulturelle Austausch im Dreiländereck gefördert.

Das Zittauer Theater bereichert somit unser schulisches und außerschulisches Leben, denn es ermöglicht uns eine aktive Teilnahme an Theater und Kunst.


Wir sind uns sicher, dass diese große Rolle des Theaters für uns Schüler nur gegeben ist, wenn es weiterhin ein Schauspielensemble in Zittau gibt. Auch den Kompromiss einer Fremdbespielung des Hauses sehen wir nicht als befriedigende Lösung an, da wir davon ausgehen, dass in diesem Fall die Anzahl der für uns relevanten Inszenierungen dezimiert würde. Unserer Meinung nach würden dann auch die Möglichkeiten des neu sanierten Hauses keineswegs ausreichend genutzt.

Wäre also das nächstgelegene Sprechtheater in Bautzen oder Dresden, könnten wir viel seltener Vorstellungen besuchen. Projekte wie der TheaterJugendClub oder Nebucadnezar könnten nicht realisiert werden. Unserer Meinung nach ginge ein wichtiger Bestandteil unserer kulturellen und sozialen Bildung verloren und würde Nachfolgegenerationen von Schülern verwehrt. Das kulturelle Stadtbild Zittaus verlöre maßgeblich an Attraktivität, und wir sehen dessen Erhalt und Ausbau als essentiell für eine innovative und junge Region an.

Wir positionieren uns also für ein unbedingtes Bestehen der Schauspielsparte des Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau in Zittau.

Wir bitten Sie eingehend um eine dringende Beachtung der von uns aufgeführten Fakten bei den bevorstehenden Entscheidungen bezüglich der Zukunft des Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau.


Mit freundlichen Grüßen,

Die Schüler des Christian-Weise-Gymnasiums

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